18.07.2017: 16. Wandertag: Von Borce bis zum Lac Gentau
18.07.2017: 16. Wandertag: Von Borce bis zum Lac Gentau
Statistik:
Datum: 18.07.2017
Beginn: 09:33 Uhr
Ende: 19:30 Uhr
gelaufene Distanz: 11,0 km
Anstieg: 1.424 m
Abstieg: 231 m
Zeit in Bewegung: 05:06 h
Pausenzeit: 04:50 h
Am Morgen bekommen wir ein für französische Verhältnisse sehr umfangreiches Frühstück, genießen das sehr und vertrödeln dabei ein wenig Zeit. Unser Gastgeber empfiehlt uns, gleich hier vom Haus aus nach rechts zu laufen, anstatt erst noch die 1,5 km nach Etsaut zu gehen. Das wäre die eigentliche Route des GR 10, aber man würde von dort aus gleich wieder zurück und an Borce vorbei laufen.
Wir überlegen uns, dass das so Sinn macht und sparen uns die 3 km lange Schleife. So haben wir dann bei der Gesamtstrecke des GR 10 zwar um 3 km gemogelt, aber das muss ja keiner wissen ;)
Auf den heutigen Weg sind wir ganz gespannt, er führt uns zum und über den Chemin de la Mâture. Heike freut sich schon sehr auf diesen besonderen Teil des GR 10. Axel eigentlich auch, aber seine Höhenangst bereitet ihm schon im Vorfeld ein flaues Gefühl im Bauch.
Der Chemin de la Matûre ist ein 1.200 Meter langer schmaler ansteigender Weg, der in eine fast senkrechte Felswand hineingeschlagen wurde und in 200 Meter Höhe über der Höllenschlucht (sie heißt tatsächlich so) mit dem reißenden Fluss Gave d’Aspe entlangführt.
Gebaut wurde dieser Weg Ende 1700, damit man Holz aus den darüber liegenden Wäldern abtransportieren konnte. Benötigt wurde das Holz, um Schiffe für die französische Marine zu bauen.
Unten, auf der anderen Seite der Schlucht, auf einer Klippe liegt das Fort du Portalet, eine Festung die von 1842 bis 1870 erbaut wurde. Es diente von 1871 bis 1925 als Kaserne und konnte 400 Soldaten aufnehmen.
Heike genießt dieses wirklich spektakuläre Stück unseres Weges, Axel beeilt sich, es hinter sich zu bringen und geht immer recht nah an der felsigen Innenseite des Weges um nicht den Abgrund sehen zu müssen. Es war gut, dass wir den Chemin de la Matûre morgens gegangen sind, er ist nach Süden ausgerichtet, so dass es durch die Sommersonne in der Felswand sehr heiß werden kann.
Es geht steil weiter über Wege und Pfade durch einen Wald, ein Teil dieses Wegstückes des GR 10, ist außerdem der Verlauf eines Rundwanderweges, so dass hier bedeutend mehr Wanderer unterwegs sind.
Hier machen wir erstmal eine Pause, essen Brot, Käse und Salami. Aus einem Schlauch fließt kühles Gebirgswasser, eine gute Gelegenheit die Trinkflaschen aufzufüllen.
Weiter oben können wir den Col D‘ Ayous (2185m) sehen, dort müssen, nee wollen! wir hin. Es ist der höchste Punkt unserer 2. GR 10 Etappe.
Wir laufen weiter, stetig bergauf über Pfade die durch grünes Gras führen. Begleitet werden wir von kleinem Bergbach an dem wir uns erfrischen können. Zwischendurch machen wir sehr häufig kleine Pausen, Axel fällt das Gehen heute schwer. Er tränkt bei jeder Gelegenheit seinen Buff im Bach, um seinen Kopf zu kühlen, denn die Sonne ist heute unerbärmlich...
Bald verlassen wir die Bergwiesen und laufen über Felsen, unser Ziel stets vor Augen. Etwa 15 Minutenvor dem Col d’Ayous halten wir noch einmal kurz an, wir freuen uns über die Aussicht, die sich uns hier bietet und machen ein paar Fotos.
Was uns in wenigen Minuten oben am Col erwarten wird, ahnen wir dort noch nicht.
(Panorama aus 6 Querformataufnahmen)
Alle Strapazen sind sofort wie weggewischt, es ist nur noch schön hier zu stehen und zu sehen. Quasi uns zu Füßen liegt der türkisblaue Lac Gentau, dahinter thront der Midi d‘ Ossau (2.884 m), welch ein Anblick!!!
An den Hängen blühen sehr zahlreich blaue Iris (Pyrenäen-Schwertlilie), Heike kürt sie sogleich zu ihrer neuen Lieblingsblume und will zuhause öfter welche in die Vase stellen.
Viele Pferde und Kühe verbringen hier oben den Sommer in Freiheit, Heike vermutet, dass sie sich ähnlich fühlen müssen, wie wir, wenn wir hier unterwegs sind.
Wir verweilen eine Weile hier oben und genießen es, einfach nur hier zu sein. Dann machen uns an den letzten Kilometer, den Abstieg zum Lac Gentau, an dessen Ufer wir heute unser Lager aufschlagen wollen. Ein kurzes Stück oberhalb des Sees liegt auf 1980 m die Refuge d' Ayous. Heike hofft natürlich, dass sie dort einen Kaffee bekommen kann, also steuern wir erstmal die Refuge an. Die Hütte, die von Ende Mai bis ca. Mitte Oktober bewirtschaftet wird, hat 47 Übernachtungsplätze, zelten in der näheren Umgebung ist, wie allgemein im Nationalpark, für eine Nacht erlaubt.
Die Hütte ist heute komplett belegt, was uns aber nicht stört, da wir eh im Zelt übernachten wollen. Wir sitzen auf der Terrasse, statt Kaffee gibt es Radler, wir unterhalten uns mit anderen Wanderern, die meisten laufen entweder ein Teilstück des GR 10 oder sind hier in der Region unterwegs. Freudig überrascht sind wir, als uns die Wirtin anbietet, heute hier mit Abend zu essen. Axel nimmt das Angebot sofort gerne an. Problem ist, dass es schon 19:00Uhr ist, das Essen, wie üblich ein 3 Gänge Menü, gleich beginnt und wir unser Lager noch nicht aufgeschlagen haben, aber das schaffen wir schon irgendwie, wir haben ja mittlerweile viel Übung darin. Zu Beginn des Essens hält die Wirtin erstmal eine Rede, sie berichtet sehr ausgiebig von der Hütte und der Gegend, das braucht natürlich Zeit….. Mittlerweile ziehen draußen immer mehr Wolken auf, laut Wetterbericht soll es Gewitter geben. Wir sitzen mit 6 Franzosen an einem Tisch, es ist eine unterhaltsame Runde. Irgendwann gibt es dann endlich den 1. Gang, während des 2. Ganges werden draußen die Wolken immer bedrohlicher und aus der Ferne kann man schon Donnergrollen hören. Wir entscheiden uns, dass Dessert lieber ausfallen zu lassen und einen Platz für unser Zelt zu suchen. Statt Dessert nimmt Axel 2 Dosen Bier von der Hütte mit.
Wir gehen das kurze Stück hinunter zum See, es ist inzwischen ziemlich windig geworden. In Rekordzeit bauen wir ca. 20 Meter vom Ufer entfernt unser Lager auf. Wir setzen uns ans Ufer und trinken unser „Feierabendbier“. Was für ein Timing, wir haben gerade ausgetrunken, da ist dann das Gewitter auch schon da und wir flüchten ins Zelt. Wie meistens sind wir müde, aber sehr glücklich.
Der Wind rüttelt und zerrt am Zelt, der Regen wird immer stärker und die Donner werden auch lauter. Heike schläft schnell ein und schläft die ganze Nacht tief und fest. Axel kann leider nicht so gut schlafen, er macht sich Sorgen, ob das Zelt hält, denn der Wind wird immer stürmischer, aber das Zelt hält.